
Friday
— 19 May
— 21:00
Koki Nakano führt wieder zurück zum Piano, wenngleich seine Musik an ganz andere Saiteninstrumente erinnert, Zither, Koto aber auch Synthesizer. Doch scheint alles in eine Richtung zu streben, eine Renaissance der französischen Frühmoderne, Ravel, Debussy, Satie. Zugleich fühlt auch Nakano, daß eine wirkungsvolle Renaissance nicht im Akademischen verbleiben kann, er sieht Chilly Gonzales als sein Vorbild. Der in Tokyo Studierte nennt Gonzales gar als seinen Antrieb, nach Europa zu gehen. Nakano, der mit drei das Pianospielen begann, lässt ähnlich Toechter auch digitale Manipulationen des Klangbilds zu, greift aber auch im haptischen Sinn ins Klanggeschehen ein, platziert Objekte auf den schwingenden Saiten und arbeitet mit den resultierenden Schwingungen, bis es bald scheint, er spiele mit sich selbst im Duett, hier sein Vorgehen mit dem von Dobrawa Czocher zu vergleichen, ist höchst interessant und eine der Gelegenheiten, die das Approximation Festival bietet. Mit Debussy verbindet Nakano das Talent, Wasser, Wellen, die See in Klänge zu fassen. Er nennt es auf seinem neuen Album: „Oceanic Feeling“. Doch gleich dem großen französischen Komponisten, schafft er mehr als klingende Sinnbilder, vielmehr spürt man in seiner Musik die Suche nach Verbundenheit, einer elementaren Innerlichkeit, jedoch weniger dramatisch, als schwebend befreit, eher Tanz als bewegungslose Meditation. Nakano fasziniert das schwimmende, immer wieder neu auszutarierende Gleichgewicht, versinnbildlicht im Tanz. So sieht man in einem der Videos zu seinen neuen Stücken einen Tänzer auf der See. Es ist Mourad Bouayad. Der in Paris Geborene und am namhaften Centre National de Danse Contemporaine in Angers Ausgebildete tanzte im israelischen Batsheva Ensemble und unterrichtet heute. 2020 gründete er seine eigene Dance Company Acno. Er wird Koki Nakanos Konzert tanzend begleiten, ein für Nakano essentielles Element, da er Musik und Tanz, Mensch und Umwelt als Einheit betrachtet. Möglicherweise ist es dies, das vertonte Empfinden, wenn die Wasseroberfläche die Füße trägt.
Photos: Camille Pradon // Gordon Spooner