
JOHANNA SUMMER
Thursday
— 18 May
— 21:00
Zurück zum Piano, aber dafür etwas weiter weg von der klassischen Musik, mit Johanna Summer. „Etwas“ könnte man auch kursiv drucken oder ein wenig betont lesen. Denn das klassische Piano hat sie gelernt, zeigte sich aber bereits als Kind eher vom erfinderischen Spiel fasziniert. Der flüchtige Eindruck ließe uns Summers erwachsenes Wirken im europäischen Jazz verankert sehen, dort wo klassisch ausgebildete Pianisten in den 60ern den Weg in die neue Musik aus den USA suchten und wo bald eine eigene Formsprache und Ästhetik entstand (zu der wiederum der amerikanische Pianist Keith Jarrett viel beitrug). Und doch passt dies alles hinten und vorne nicht als Referenz für Johanna Summers Schaffen. Vielleicht, weil ihre Musik gar kein Hinten und Vorne kennt, vielmehr ein Ineinanderfließen. Die Künstlerin verwandelt sich von einer Klassischen- zur Jazz-Pianistin, die klassische Musik mit den improvisatorischen Mitteln des Jazz erfindet. Solche Transformationen prägen ihr neues Album „Resonanzen“. In ihren, nach klassischen Komponisten benannten Stücken interpretiert sie weniger einzelne Werke, sondern sinniert vielmehr in Klängen über spezifische Ausdrucksweisen und Ideen der Komponisten. Live spielend scheint es, als nähme sie am Piano zu jedem Komponisten eine andere Haltung ein und als wäre der Zugang zu dem einen, eher grüblerischer, zu dem anderen eher spielerischer Natur. Dabei ist ihr Vorgehen äußerst frei, sie spielt ohne sich vorher eine Reihenfolge der Stücke überlegt zu haben, lässt sich von der Musik und dem Ort leiten, spielt das Instrument, wie sie sagt „aus dem Augenblick heraus“. Es ist nicht die Freiheit des Free Jazz, auch nicht die, der europäischen Avantgarde, sondern vielleicht eher jener Fluss, den Miles Davis reizte – nur, daß nichts nach Miles Davis klingt, sondern am Ende durch alle Inspirationen und Zitate hindurch auf beeindruckende Weise nach Johanna Summer.