
DOBRAWA CZOCHER
Thursday
— 18 May
— 20:00
Dobrawa Czocher bezeugt für das Approximation Festival Wandel und Tradition zugleich. Ihre Annäherung an das Piano ist auf ihrem ersten Solo Album „Dreamscapes“, die einer Abwesenheit. Zuvor spielte die polnische Cellistin zwei vielbeachtete Veröffentlichungen mit der Pianistin Hania Rani ein, eine zarte, wie vom taktgebenden Piano in klare Strukturen gefasste Musik. Czocher komponierte dabei bereits die meisten Stücke des 2021 erschienen, zweiten gemeinsamen Albums mit Rani. Eine Herausforderung, nun allein mit dem Cello den Klangraum zu füllen. Fortan gibt sie selbst den Takt vor und in all ihren weiten Reisen durch Traumlandschaften verbleibt die Musik gefasst, wird nicht zum formlosen Hörerlebnis, eher schon zum Fordernden. Dies gerade weil man sich nahezu narkotisiert in diese Musik fallen lassen kann. Dies bedarf des Mutes. Die Literatur an Cellosuiten mit Pianobegleitung ist weit umfangreicher, als jene an reinen Solowerken. Etwa weil die Variationsmöglichkeiten zu gering sind und Eintönigkeit droht? – Keinesfalls, wenn es eines Beweises für die Vielseitigkeit des Cellos bedürfte, erbringt Dobrawa Czocher diesen in ihren Charakterstücken, deren Themen die meist nur ein Wort langen Titel („March“, „Prayers“, „Doppelgänger“) konkret wiedergeben. Dabei verweist „Doppelgänger“ vielleicht auch auf eine kleine, aber wirkungsvolle Modifikation: den Looper – Dobrawa Czocher spielt einige Takte Musik ein, welche als repetitive Samples die Grundstruktur liefern über die sie sich selbst begleitet. Freunden des Approximation Festivals dürfte der Looper und seine Wirksamkeit bereits vertraut sein, doch selten half er so effektiv, eine neue Kunstform der Solomusik zu erschaffen.
Photo: Skarbek Photography