
Friday
— 19 May
— 20:00
Man könnte herkömmlich argumentieren: Zephyr – Das 2022 erschienene Debütalbum der drei Toechter ist außerordentlich hörenswert, so gelangte es auf die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik. Oder man könnte festhalten: Zephyr – Die traumgleichen Klanglandschaften und flirrenden Songs der drei Musikerinnen verzaubern und inspirieren, gleich des lebensspendenden Atems des antiken Windgotts in Botticellis Gemälde „Geburt der Venus“. Und beides stimmt, die klassisch ausgebildeten Musikerinnen, gestalten mit ihren Streichinstrumenten, Effektpedalen und digitaler Klangbearbeitung eine Welt undogmatischer Klänge. Es scheint an der Zeit, die populäre und die hochkulturelle Musik neu zu denken. Wo die Popmusik, immer stärker vom Akademischen geprägt, Emotionen zu klingenden „Selling Points“ reduziert, filterte die genuin akademische Musik der Hochkultur jahrzehntelang fast alles Unmittelbare aus sich heraus. Irgendwie gelingt es den drei Musikerinnen, die so entstandenen Freiräume zu nutzen, sie erscheinen avantgardistisch und eingängig zugleich, schaffen harmonische und oftmals auch rhythmische Komplexität, die sich nicht in allzu vielen Referenzen ergeht, sondern aus sich selbst heraus wirkt. Und wie sie wirkt! Sehr alte mit neuen Geräuschen verbindend, wirken die Stücke wie aus jeder Zeit gefallen und gleichwohl doch sehr zeitgemäß, man findet sich in den Tönen wieder, wie sie Menschen und Landschaften fast greifbar machen, um dann einen halbtransparenten, halbdurchlässigen Charakter zu bekommen, flüchtig, wie die Momente des Lebens. Ähnlichen Charakter mögen die raren Zusammentreffen der, aufgrund diverser Ensembletätigkeiten oft räumlich voneinander getrennten Musikerinnen haben. So markiert dieses Konzert auch eine seltene Gelegenheit, nicht allein den Stücken des Albums, sondern auch den hypnotischen Improvisationen des Trios gewahr zu werden.
Photos: Camille Blake